Auch beim dritten Anlauf zum Saisonauftrakt in der Ostschweiz erlebten die Hergiswiler Ringer kein Happy End. Zur Pause lagen die Gäste noch knapp in Führung, ehe Kriessern das Blatt mit vier Siegen aus fünf Duellen im zweiten Abschnitt wendete. Bei Hergiswil stand, aufgrund Abwesenheit mehrerer Stammringer, ein deutlich verjüngtes auf der Matte.
Dass der Gang ins Rheintal kein einfacher sein wird, war man sich im Kräuterdorf bewusst. Hinzu kamen die schwerwiegenden Abwesenheiten von Patrick Stadelmann, Raphael Kaufmann sowie Thomas und Martin Suppiger und den verletzungsbedingten Ausfällen von Marco Hodel und Juli Kurmann. Trotz Verzicht auf die beiden WM-Fahrer Steven Graf und Philipp Hutter bei den Gastgebern, rückte ein Auftaktsieg für Hergiswil damit bereits vor dem Anpfiff in weite Ferne.
Auftakt nach Mass
Unbeirrt davon eröffnete Leichtgewichter Patrick Rölli die neue Ringersaison. Der 18-jährige Sager drückte dem Kampf seinen Stempel auf, geriet jedoch anfänglich in clevere ausgeführte Konter von Christian Wolf. Nach der Pause aggierte Rölli kompromissloser und bescherte den Hergiswilern mit einem Schultersieg den optimalen Auftakt. Akos Korica liess nichts anbrennen. Andreas Brandenberger, welcher vom RC Oberriet-Grabs zum Vize-Meister stiess, erwies sich als dankbarer Gegner. Der frischgebackene Vater in Diensten der Napfringer sicherte den Gästen durch technische Überlegenheit eine 8:0-Führung.
Toni Kurmann’s Premiere
Im bis 61 kg kam erstmals Dramatik auf. Mit der 6:0-Punkteführung fühlte sich Christoph Wittenwiler bereits wie der sichere Sieger. Doch so einfach lässt sich Thomas Wisler nicht besiegen. Mit einer gekonnten Kopfklammer in den letzten fünf Sekunden vermochte, der über weite Strecken verhaltend aggierende Greco-Spezialist, den Kampf zu einem 10:8-Punktesieg zu drehen. Kein Mittel fand Urs Felber gegen Jürg Hutter. Mit dem raschen Schultersieg von Marc Dietsche über David Wisler rückte Kriessern zur Pause bis an 9:10 Punkte auf.
Nur eine Woche nach dem Kranzgewinn am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag in Aarburg wagte Toni Kurmann den Tapetenwechsel auf die Ringermatte. Bei seinem ersten Kampf in der höchsten Stärkeklasse hatte er gegen den Internationalen Kaderringer Damian Dietsche einen schweren Stand und musste sich durch Schultersieg geschlagen geben.
Ein gewohntes Offensivspektakel boten Martin Grüter und David Hungerbühler den knapp 400 Zuschauern. Grüter musste seine Führung mehrmals preisgeben. Sein Kontrahent landete bei eigenen Schleudern nicht weniger als dreimal auf dem eigenen Rücken, wofür ihm zum Unverständnis der Hergiswiler jeweils zwei Wertungspunkte zugesprochen wurden. In der Schlussphase war der 19-jährige Informatiker zu wenig konsequent, weshalb sich Hungerbühler den Punktesieg verdient hat.
Als sicherer Wert zeigte sich einmal mehr Benno Jungo, welche die Napfringer zusammen mit Pascal Jungo als Doppellizenz-Ringer von Sense verstärkt. Sein 7:4-Punktesieg konnte bereits nichts mehr daran ändern, dass die Hergiswiler als Verlierer von der Matte gehen werden.
Einen Schreckmoment ereignete sich im Freistil-Kampf bis 74 kg. Nach gutem Start knackte es Philippe Kunz im Knie. Lädiert konnte er nicht mehr aktiv ins Geschehen eingreifen. Masseur Josef Kurmann leistete unmittelbar nach dem Kampf erste wertvolle Massnahmen. Zwillingsbruder Patrick bot dem international ambitionierten Fabio Dietsche über weite Strecken Paroli. Letztendlich war es jedoch wiederum der Rheintaler, welcher als Sieger von der Matte trat.
Die Hypothek aus den beiden 4:0-Niederlagen unmittelbar vor der Pausen erwiese sich als zu gross, als hätten die Hergiswiler das Blatt noch wenden können. Die Gastgeber ihrerseits liessen mit vier Siegen aus fünf Kämpfen im zweiten Abschnitt nie Zweifel an ihrem Vorhaben aufkommen.
Rölli überzeugte
„Wir agieren viel zu statisch“, lässt Cheftrainer Olaf Brandt sein Fazit vom ersten Kampf am Mattenrand der Hergiswiler verlauten. Anerkennende Worte richtet er an die Adresse von Patrick Rölli, welcher die Trainingsinhalte am besten im Wettkampf umsetzte. Die Niederlage bringt die Napfringer noch nicht in Bedrängnis. Dennoch werden sich die Hergiswiler Ringer womöglich noch mit Wehmut auf die verpasste Chance zum Saisonauftakt zurück erinnern. Die abwesenden Stammringer werden gefordert sein, die Hergiswiler Farben in den kommenden Duellen hochzuhalten.
Die WM-Pause anerbietet sich, um erste Schlüsse zu ziehen und sich danach auf die nächste Herausforderung zu konsentrieren. Am 19. September gastiert Schweizermeister Freiamt in der Steinacherhalle. Am Nachmittag wird die zweite Mannschaft aus Hergiswil mit Heimkämpfen gegen Freiamt II und Willisau II die Mannschaftsmeisterschaft der 1. Liga aufnehmen.
Foto: Léonie Stauffer
RS Kriessern – RR Hergiswil 22:15 (9:10). Mehrzweckhalle Kriessern. Kampfrichter Georges Grandgirard. 400 Zuschauer.
57 F Wolf Christian – Rölli Patrick Schultersieg/0:4
61 G Wittenwiler Christoph – Wisler Thomas 8:10/1:2
65 F Dietsche Marc – Wisler David Schultersieg/4:0
70 G Hungerbühler David – Grüter Martin 20:14/3:1
74 F Wittenwiler Manuel – Kunz Philippe 17:5/3:1
74 G Dietsche Fabio – Kunz Patrick 4:2/2:1
80 F Betschart Tobias – Jungo Benno 4:7/1:2
86 G Dietsche Damian – Kurmann Toni Schultersieg/4:0
97 F Hutter Jürg – Felber Urs 16:0/4:0
130 G Brandenberger Andreas – Korica Akos 0:15/0:4